Ergebnisse einer faunistischen Untersuchung im Sommer 2019

Die LBV-Kreisgruppe konnte 2014 eine etwa 1,5 ha große Biotopfläche am Fahrmannsbach bei Utting erwerben. Als Grundlage für zielgerichtete Pflegemaßnahmen erfolgte 2018 eine Vegetationskartierung mit Pflegekonzept (Egerer 2014), die 2019 durch faunistische Daten ergänzt werden sollte. Mit der faunistischen Kartierung von Libellen, Tagfaltern und Heuschrecken wurde Gerhard Suttner beauftragt, der bereits in den 1990er Jahren im amtlichen Auftrag die Biotope im Landkreis Landsberg am Lech – auch die Biotopfläche am Fahrmannsbach – kartierte.

 

Bei vier Geländegängen konnten 29 Arten der untersuchten Tagfalter, Libellen und Heuschrecken und weitere aus anderen Gruppen beobachtet werden. Von besonderer Bedeutung sind die Vorkommen der Libellenart Südlicher Blaupfeil (Orhtetrum brunneum), der Tagfalterart Blaukernauge (Minois dryas) und der Reptilienart Zauneidechse (Lacerta agilis).

Abbildung 1: Lageplan der LBV-Eigentumsfläche nördlich von Utting am Ammersee (grau) mit Biotopfläche Nummer 7932-0187 (rot schraffiert) und anderen amtlich kartieren Biotopflächen (gelb umrandet).
Geobasisdaten: © Bayerische Vermessungsverwaltung

 

Tagfalter

 

Mit insgesamt 16 nachgewiesenen Arten stellen die Tagfalter hier die meisten Arten. Die häufigsten Arten im Untersuchungsgebiet (UG) sind der Schornsteinfeger (Aphantopus hyperantus) und der Rapsweißling (Pieris napi), etwas weniger häufig ist das Ochsenauge (Maniola jurtina). Von besonderer Bedeutung für das UG ist das Vorkommen das Blaukernauges (Minois dryas). In der aktuellen Roten Liste der Tagfalter Bayerns (Voith et al. 2016) ist das Blaukernauge in die Kategorie 3 „gefährdet“ eingestuft. Obwohl nur ein Individuum gesichtet wurde, ist aufgrund vorhandener Habitatstrukturen die Existenz einer kleinen, evtl. unregelmäßig im UG reproduzierenden Population nicht ausgeschlossen. Die Art kann in isolierten Flächen zwar längere Zeit überleben, langfristig ist jedoch ein funktionierender Verbund unerlässlich (Sachteleben & Winterholler 2013). Das UG befindet sich zwischen zwei etwa 5 km entfernten Vorkommen und dient daher als wertvolles Trittsteinbiotop zur Vernetzung mit anderen Populationen.

Abbildung 2: Blaukernauge (Minois dryas) an Gewöhnlichem Blutweiderich (Lythrum salicaria). © Gerhard Suttner

 

Libellen

 

Mit acht nachgewiesenen Arten stellen die Libellen die zweitgrößte Gruppe in dieser Untersuchung. Von keiner Art konnten größere Populationen festgestellt werden. Es wurden immer nur wenige Individuen beobachtet. Der Nachweis des Südlichen Blaupfeils (Orthetrum brunneum) ist für das UG von Bedeutung. Als einzige Libellenart ist er im UG sehr wahrscheinlich bodenständig, d. h. eine sehr kleine Population reproduziert vermutlich in den Gewässern im UG. Der Südliche Blaupfeil war nach der alten Roten Liste Bayern aus 2003 noch gefährdet, ist aber als Klimagewinner in der aktuellen Roten Liste der Libellen Bayerns (Winterholler et al. 2018) inzwischen als ungefährdet eingestuft.

Abbildung 3: Männchen des Südlichen Blaupfeils (Orthetrum brunneum), 14.07.2019. © Gerhard Suttner

 

Heuschrecken

 

Die Heuschrecken bilden mit sechs nachgewiesenen Arten die kleinste Gruppe im UG. Bei allen angetroffenen Arten kann jedoch davon ausgegangen werden, dass eine regelmäßige Reproduktion im UG stattfindet. Alle angetroffenen Arten sind in Bayern noch relativ weit verbreitet und nicht gefährdet. Die Kurzflügelige Beißschrecke wird in der aktuellen Roten Liste der Heuschrecken Bayerns (Voith et al. 2016) auf der Vorwarnliste geführt. Die Art bevorzugt mittlere Vegetationshöhen und meidet Bereiche, in denen der Bewuchs vollständig durch Mahd oder Beweidung abgetragen wurde. Sie kann zwar kurzfristig von Brachestadien profitieren, durch längere Brachen und Gehölzbewuchs geht jedoch ihr Lebensraum verloren. Ähnlich wie die angetroffenen Dickkopffalter profitiert die Kurzflügelige Beißschrecke, wenn Teilbereiche einer Pflegefläche nicht jedes Jahr gemäht werden.

Abbildung 4: Weibchen der Kurzflügeligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) auf dem Blatt einer jungen Stieleiche (Quercus robur). © Gerhard Suttner

 

Arten aus anderen Gruppen

 

Im Untersuchungsgebiet befindet sich ein bewohnter Bau des Rotfuchses (Vulpes vulpes). Eine erfolgreiche Reproduktion im UG ist wahrscheinlich.

 

Eine kleine, wahrscheinlich bodenständige Population der Zauneidechse (Lacerta agiis) lebt im Süden der gehölzfreien Fläche. In der aktuellen Roten Liste der Kriechtiere Bayerns (Hansbauer et al. 2019) ist die Zauneidechse in die Kategorie 3 „gefährdet“ eingestuft. Sie ist außerdem im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) gelistet, wodurch sie dem „Besonderen Artenschutz“ nach Abschnitt 3 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) unterliegt.

 

Vom Grasfrosch (Rana temporaria) wurde ein Jungtier gesichtet. Die Art ist im UG sicher nicht bodenständig, kann die Fläche jedoch als Sommerlebensraum und Jagdhabitat nutzen.

 

 

Text + Foto/Quelle: © Gerhard Suttner