Was ist die Wasservogelzählung (WVZ)?

Eine monatliche, landesweite Zählung von Wasservögeln an allen wichtigen Gewässern des Landes von September bis April. Idealerweise sollte die Zählung an allen Zählstellen am selben Tag erfolgen, hierfür ist ein Sonntag um die Monatsmitte festgelegt. Dies ist bei den meist ehrenamtlichen Zählern nicht immer machbar, daher wurde als Zeitraum für Ersatzzählungen 1 Woche festgelegt.

 

Die Bestandszahlen werden nach Vogelarten getrennt erfasst (wenn möglich auch getrennt nach Alter und Geschlecht, um den Zustand der Population und den Bruterfolg der abgelaufenen Brutsaison einschätzen zu können).

 

Heutiger Stand der WVZ

In Bayern wird heute an praktisch allen wichtigen Gewässern WVZ durchgeführt. Allerdings können sich manchmal auch Änderungen ergeben. Z.B. entstehen neue Gewässer durch Kies-/Sandbaggerung, die bei günstigen Umständen im Lauf der Zeit viele Wasservögel anziehen, deren Erfassung sich lohnt. Oder die Bedingungen eines Gewässers verschlechtern sich (Wasserqualität, zunehmender Erholungsdruck usw.). In solchen Fällen sollte man mit der zuständigen LBV-Kreisgruppe bzw. mit der Vogelschutzwarte Kontakt aufnehmen!

 

Inzwischen werden gebietsweise z.T. auch Zählungen in den Sommermonaten durchgeführt, um die Brutverbreitung der Arten zu dokumentieren (und damit möglichst Schutzmaßnahmen zu erreichen!).

 

Im Landkreis Landsberg wird z.Zt. an folgenden Gewässern gezählt:

Gesamter Ammersee – seit Beginn der WVZ in Bayern lückenlos erfasst. Im Winter zählen wir 3000 - 4000 Reiherenten, im Sommer wesentlich weniger, nur die Brutpaare.  Tausende Blässhühner oder Blässrallen sowie Tafelenten zu Hunderten.

 

Lech – Innerhalb des Landkreises Landsberg erfassen wir den gesamten Verlauf des Flusses seit dem Jahr 2000 lückenlos.  Dies sind die Staustufen 8a im Süden (gehört eigentlich schon zum LK-WM) bis 22 im Norden (Nr. 16 u.17 gibt es nicht) samt den dazwischen liegenden, verschieden stark ausgebildeten Fließstrecken.

 

In den letzten 20 Jahren haben die Singschwäne am Lech sehr zugenommen. Mittlerweile überwintern jedes Jahr ca. 100 Singschwäne. Höckerschwäne werden ca. 800 gezählt.
Schnatterenten gibt es im Winter Hunderte.  Etwas ganz Besonderes sind die ca. 100 Pfeifenten vor allem am Epfacher Stausee. Die Knäkente ist nur auf dem Durchzug, deshalb immer nur in einzelnen Exemplaren im Winter zu sehen.
Gänsesäger gibt es überall am Lech, einige brüten auch hier. Raritäten sind der Mittelsäger und der Zwergsäger.

 

Eine neuere Erscheinung sind exotische Arten wie Rostgans, Nilgans (Abkömmlinge von Vogelhaltungen), deren Ausbreitung bei uns und über Europa durch die WVZ dokumentiert wird.

 

Windachspeicher – lückenlos erfasst; hier wird die Fließstrecke der Windach nicht gezählt, da der sehr geringe Bestand überwinternder Wasservögel einen unverhältnismäßig hohen (Zeit-)Aufwand erfordern würde.

 

Oberhauser Weiher – lückenlos erfasst.

 

Thaininger Kiesgrube – unser jüngstes Zählgebiet. Nachdem seit wenigen Jahren (vermutlich mit der starken Erweiterung des Kiesabbaus und damit der Wasserflächen) eine beachtliche Zahl an Wasservögeln anzutreffen ist, wird auch hier lückenlos erfasst.

 

Wasservogelarten an unseren Zählgewässern

Das Spektrum der Zählarten umfasst heute neben den „typischen“ Wasservögeln wie Enten, Gänse, Säger und Rallen auch weitere am Wasser lebende Arten z.B. gefährdete Arten wie Eisvogel, Wasseramsel, aber noch viele andere. Da wir ja ohnehin schon „vor Ort“ sind, kann man diese Arten in den allermeisten Fällen nebenbei „mitnehmen“, da sie wegen ihrer Seltenheit kaum Zählaufwand verursachen. So kann man ohne Mehraufwand einen sinnvollen Beitrag zum Vogelschutz leisten.

 

Zweck der WVZ

Es soll der gesamte (Welt-)Bestand jeder Wasservogelart ermittelt werden. Neben dem wissenschaftlichen Interesse wird auch eine Grundlage für den wirksamen Schutz der Wasservögel gelegt, indem ihre Bestandszahlen und -entwicklung ermittelt und ihre wichtigsten Lebensräume erkannt werden können. Die Daten der WVZ sind heute wie schon in der Vergangenheit wichtige Grundlage z.B. für die Ausweisung oder Verbesserung von Schutzgebieten, die Festlegung von Jagdzeiten und dgl.

 

Seit wann gibt es die WVZ?

In Bayern wurde die WVZ Mitte der 1960-er Jahre gestartet als Zählung der überwinternden Wasservögel. Damals war abseits der bekannten Zentren der Vogelbeobachtung wie z.B. Ismaninger Speichersee, Ammersee-Süd, Donau usw. wenig bekannt über die nunmehr ermittelten Zentren für überwinternde Wasservögel.

 

Wie wird die WVZ durchgeführt?

Zunächst muss man geeignete Zählpunkte für ein Gewässer bestimmen, die man im Idealfall durchgehend abschreiten kann. Bei einem großen Gewässer mit großen Vogelscharen, die nicht von einer Stelle aus erfasst werden können, muss man mehrere Zwischenstopps einlegen; dabei ist die Unterteilung eines Schwarms sorgfältig zu beachten.

 

Folgende Ausrüstung ist für zuverlässige Ergebnisse nötig:

Fernglas und Spektiv/Fernrohr (einschl. Stativ) zum sicheren Bestimmen der Vögel ggf. auf größere Entfernung, Bestimmungsbuch bzw. digitaler Ersatz, zuverlässige Möglichkeit zum Festhalten der Ergebnisse – meist Papier und Bleistift (Kuli friert ein!) oder digitaler Ersatz, ggf. 1 oder mehrere Handzähler.

 

Wer kann an der WVZ mitmachen?

Jede/r mit dem Wunsch, einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der (europäischen) Wasservogelwelt zu leisten. Gute Kenntnisse der Wasservögel ist am Anfang nicht zwingend erforderlich, wenn der/die Betreffende eine längere Beteiligung vorhat und bereit ist, eine oder zwei Zählsaisonen bei jemand mit Erfahrung mitzuarbeiten bevor er/sie ein eigenes Zählgebiet übernehmen kann.

 

Text: Josef Willy (April 2021)

Fotos: Alex Klose