Die immer intensivere Landwirtschaft mit immer früheren und häufigeren Mahdterminen sowie der Biogas-Boom und der Anbau von Silage-Mais führten zu weitreichenden Lebensraumverlusten der
Wiesenbrüter. Insbesondere die schütteren und feuchten Wiesenlandschaften schrumpften vielerorts auf ein Minimum zusammen oder verschwanden komplett. Der Kiebitz ist deshalb flächendeckend stark
zurückgegangen – deutschlandweit ist der Bestand in den letzten 30 Jahren um über 90 % eingebrochen.
Im Landkreis Landsberg gibt es aktuelle nur noch rund 35 Brutpaare, die sich auf einige wenige Ackergebiete konzentrieren. Um diese übriggebliebenen Bestände zu erhalten und zu fördern werden in
Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Kiebitze getestet und umgesetzt. Der Kiebitz, als ursprünglicher Wiesenbrüter, muss heute wegen des
Rückgangs schütterer Feuchtwiesen, größtenteils auf Ackerflächen ausweichen, die bei seiner Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten noch unbewachsen sind. Denn das Kiebitznest wird auf dem Boden
gebaut und sollte eine freie Sicht aufweisen.
Durch die landwirtschaftliche Bearbeitung während der Brutzeit – Ausbringen von Dünger / Gülle, Grubbern, Einsaat, Striegeln oder Spritzvorgänge – werden viele Gelege zerstört. Unabsichtlich,
denn Nester, Eier und Küken sind aufgrund ihrer Tarnung auf dem blanken Ackerboden praktisch unsichtbar für die Landwirte. Ziel ist es, durch spezielle Bewirtschaftungsmaßnahmen eine Steigerung
des Bruterfolgs zu erreichen. Als gängigste Maßnahme gilt das Markieren von Nestzonen und ein spindelförmiges Umfahren der Gelege bei der Bewirtschaftung. Wodurch Landwirte zudem auch geschult
werden, Gelege bei der Bearbeitung selbst zu entdecken. Neben dem gezielten Gelegeschutz wird versucht landkreisweit strukturreiche, für den Kiebitz geeignete Standortbedingungen sowie
potentielle neue Brutplätze herauszufinden und für diese gefährdete Art zu optimieren (z.B. am Windachspeicher bei Obermühlhausen oder in den Rettenbach Wiesen bei Holzhausen).
Wir zählen und kartieren jährlich die Kiebitz Brutpaare im Landkreis Landsberg, um die Verbreitung und den Bestand der Kiebitze zu erfassen. Werden Kiebitz Vorkommen festgestellt werden diese in
regelmäßigen Abständen während der Brutzeit vom 15. März bis zum 30. Juni kontrolliert.
Wir beraten und unterstützen Landwirte bei der Feldbearbeitung. Werden Gelege auf landwirtschaftlichen Flächen entdeckt werden diese mit Fähnchen oder Stäben markiert und bei der Feldbearbeitung
ausgespart. Die Landwirte erhalten dafür eine Gelegeprämie von 50 € als Aufwandsentschädigung vom Landratsamt Landsberg.
Wir arbeiten aktiv mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammen um gezielt Flächen für Optimierungen (z.B. Anlegen von Feuchtflächen) auszuwählen und Maßnahmen in Konzentrationsgebieten umzusetzen
und artenreiche Wiesenbestände zu entwickeln.
Wir erarbeiten mit der Unteren Naturschutzbehörde ein Besucherlenkungs- und Informationskonzept in den Kiebitz Brutgebieten, um den entstehenden Freizeitstress während der Brutzeit zu minimieren.
Unsere Ergebnisse fließen in die landesweite Wiesenbrüterkartierung ein und sind Teil des Artenhilfsprojekt Wiesenbrüter in Bayern.
Weitere Infos:
LBV – Artenportrait Kiebitz
NABU – Praxishandbuch Kiebitze
schützen
Landesamt für Umwelt – Artenhilfsprojekt
Wiesenbrüter
Text/Fotos: Alex Klose (Mai 2021)